Bretagne ganz einfach oder ganz einfach Bretagne
Manchmal ist es ganz einfach: Es gibt Orte, an die man einfach immer wieder kommt, die einfach dazu gehören.
Bei uns ist so ein Ort ein kleines Steinhaus ganz im Westen der Bretagne. Fast am Meer.
Der Grund, warum das so ist? Vielleicht, weil es, in vielerlei Hinsicht, der einfachste Urlaub ist, den ich kenne? So das totale Gegenteil von einem Urlaub in einer tollen Stadt, einem tollen Hotel, einem hippen Skigebiet, einem angesagten Strand, auf einer angesagten Insel? Vielleicht, gerade weil es ein ganz einfaches Steinhaus fast am Strand ist?
Aber vielleicht auch, weil es meist einfach ein Familienurlaub (assoziiert man Familie mit einfach??) mit zusätzlich ein paar wenigen guten Freunden ist? Eine einfache Antwort gibt es hier wohl nicht.
Denn einfach ist schon der Weg hierher so gar nicht: Die Fahrt dauert ca. 10 Stunden … (auch, weil in Frankreich Tempolimit max. 130 km/h gilt und es richtig teuer werden kann, sich daran nicht zu halten … aber Raul ist diesbezüglich ja auch im Ausland resistent … schneller sind wir trotzdem nicht …).
Flüge gibt es nur bedingt (und schneller ist man mit dem Flugzeug definitiv auch nicht!). Für manche schon eine Vorstellung, die einen Aufenthalt hier unmöglich macht …
Es gäbe noch den Zug. Aber auch hier muss man aus dem ICE aus- und umsteigen, da alle Schienen in Paris zusammenlaufen und der Gare de l’Est eben auch ein Kopfbahnhof ist und entweder die Metro oder der Bus den Reisenden zum Gare du Nord bringt, von wo aus es dann mit dem TGV weiter nach Westen geht.
Ich persönlich bestehe fast auf den Stopp in Paris (nicht nur wegen der Patisserien)! Für mich quasi ein Muss! Denn ich liebe diese Stadt!! (Und damit natürlich auch das nicht ganz so einfache, in diesem Fall simple, Leben … Deswegen ist der Hinweg definitiv die bessere Wahl für den Stopp – da passt es dann nämlich noch mit Frisur, Kleidern etc. …)
Und der Zwischenstopp in Paris hat auch noch einen positiven Aspekt: Denn der zweite Teil des Wegs, der von Paris bis zum Ziel, zieht sich nämlich … egal ob mit Auto oder Zug!
Aber auf dem Weg quer durch die Bretagene (wenn man ungefähr gefühlt an 100 Kreisverkehren langsam werden muss, aber man kann ja eh nicht schnell fahren … gell Raul!) gibt es dann immer wieder wunderschöne Stellen, wie z.B. Kirchen oder Friedhöfe, die jeden Besucher, bzw. mich mal auf jeden Fall, in eine vergangene Zeit versetzen und an ‚Der Glöckner von Notre-Dame‘ denken lassen.
Und jeder, der es dann tatsächlich geschafft hat, wird definitiv ganz einfach belohnt!! Nämlich mit unvergesslichen, absolut stressfreien Tagen …
Fast am Ziel angekommen, ist der erste Blick auf das Meer und unseren Strand mit seinem Felsentor einfach unbeschreiblich!
Einfach immer …
… nicht nur bei Sonnenuntergang!
Dann der kleine Weg in einer noch kleineren Häuseransammlung, bis hin zur Einfahrt.
Meist warten schon die, die früher angekommen oder schon früher vorgefahren sind (wozu wir durch den Stopp in Paris eigentlich nie gehören).
Die Tage sind dann auch einfach nur entspannt! Für alle! Denn vor allem die Kinder lieben diese absolute Freiheit hier! Aufstehen, Matschhosen und Gummistiefel an und raus!! (Fleece-Jacke natürlich nicht vergessen, denn selbst der bretonische Sommer … wobei, das kennen wir ja mittlerweile auch von hier …)
Ich freue mich abends schon auf das Frühstück mit frischem Milchkaffee, Madeleines oder Baguette. Idealerweise draußen vor dem Haus in der Sonne.
Der Vormittag (wenn Oma dabei ist, schlafen wir dann eh noch! DAnke Mama!!) und Mittag dann „zur freien Verfügung“, meist mit einem Snack aus Baguette, einer einmaligen Käseplatte und soooo feiner Paté (wenn es um unser allgegenwärtige Thema ‚Essen‘ geht). Dazu wird auf dem Parkplatz am Strand Boule gespielt. Mit Rotwein natürlich!
Während die Kinder Sandburgen bauen oder Steine und Muscheln sammeln.
Naja, neben der ganzen Freiheit gibt es dann allerdings doch ein Muss: Der täglichen Einkauf im Supermarkt (oder auf dem Markt oder im Hafen direkt am Kutter).
Aber den Einkauf macht fast jeder freiwillig! Kein Wunder bei der Auwahl an Kulinarischem.
Und die Besonderheit in diesem Urlaub kommt dann am Abend, wenn alle wieder im Haus zusammenkommen, der Kamin angemacht und wirklich IMMER gemeinsam gekocht wird! (Und jetzt wird auch klar, warum jeden Tag eingekauft wird!) Das ist wirklich einmalig!
Und was für die Kinder am Abend definitiv auch nicht fehlen darf: Die obligatorische Spielerunde, natürlich immer erst nach dem Abspülen, bei dem sie immer ganz vorne mit dabei sind, weil es hier ganz einfach nie eine Spülmaschine geben wird.
Übrigens genausowenig, wie ein Bügeleisen. Wer mich kennt weiß, dass ich ohne Bügeleisen nicht leben könnte … (Meine Schwiegermutter hat früher sogar Unterwäsche gebügelt, was ich noch heute gerne mit den Unterhemden unserer Kinder machen würde …) Aber selbst ich komme hier in der Bretagne ohne dieses eigentlich so wichtige Teil aus! (Immerhin gibt es einen Waschsalon, den ich dann ab und zu mal aufsuche. Ein Trockner hilft ja manchmal auch … Und das Waschen hier ist auch notwendig, weil sogar ich es schaffe, mit nur wenig Ausstattung anzureisen …)
Aber zurück zum Kochen.
Während sich die Kleineren gemütliche ans Feuer setzen …
… machen andere eine Weinprobe …
… oder verwirklichen sich in der Küche! Das ist nämlich ganz und gar nicht einfach und meist auf ziemlich hohem Niveau. Neben Raul als gelerntem Koch, sind in jeder Urlaubs-Runde mindestens 1-2 Hobbyköche dabei. Da gibt es französische Schwarzfederhühner,
mit Spinat und Semmelbrösel gratinierte Jakobsmuscheln,
Rochen in Kapern-Sauce,
die beste Fischsuppe der Welt …
… mit gaaanz viel Fisch und Meeresfrüchten, dazu Ajoli, Käse und Croutons.
Und natürlich mindestens einmal Crevetten!
Nämlich die legendären Crevetten in Pernod-Sauce. Der Traum schlechthin! Nur mit Baguette zum ‚Tunken’ der Sauce. Mehr braucht man hierbei nicht! Klingt dann doch irgendwie ganz einfach!
Zusammen mit dem obligatorischen Crémant de Loire … der perfekte Start in den Urlaub!
In der Bretagne gilt auf jeden Fall ganz extrem unser Credo: Das beste Essen ist das einfache, aber mit allerbesten Zutaten!
Um jeden Abend wieder bereit für den ganz sicher kommenden nächsten kulinarischen Glanzpunkt zu sein, genießen wir auch wirklich jeden Tag draußen am Meer – egal bei welchem Wetter!
Denn das mit dem Wetter ist hier so eine Sache … Wirklich schlecht ist es selten, die Strandparty im Bikini aber auch! Der allgemeine Anblick ist eher der Surfer in Neopren …
Einer unserer Lieblingswege ist entlang der Klippen zur Kneipe ‚Chez mèmè Germaine‘, die über einem fantastischen Strand liegt, der bei Ebbe am Ende auch gleichzeitig die Abkürzung des Weges ist.
Dieser Anblick, nicht das Wetter, sondern generell Gäste im Freien, nicht ganz so häufig … Die Jungs, die die Kneipe betreiben, sind so absolute Lebemenschen (aber vielleicht tue ich ihnen ja Unrecht und sie haben alle einen Zweit- bzw. Erstjob??!).
Aber wenn man in den seltenen Genuss kommt, dass die Jungs mal geöffnet haben (zumindest ist das an Ostern oder im Herbst so, vielleicht arbeiten sie ja im Sommer durch??) dann kommt man immer wieder! Es sind einfach die Crêpes bzw.die herzhaften Galettes,
das Ambiente
und nicht zuletzt einfach der überragende Blick auf die Felsen des Pointe de Penhir und das Meer, was diesen Ort hier so einmalig macht!
Und bei diesem (Rück)Blick will man diesen Lieblingsort gar nicht mehr verlassen …
… läuft man dann aber doch noch weiter in Richtung des Fischerortes Camaret-sur-Mer, stehen da diese Hitchcock-Häuser. Irgendwie gruselig!
Läuft man nicht, sondern fährt man mit dem Auto nach Camaret-sur-mer, diesem kleinen Fischerdorf ganz im Westen des mittleren Zipfels der Bretagne, bekommt man diesen Anblick geboten:
Der Hafen mit seinen beiden Wahrzeichen: Dem Tour Vauban und der Kapelle (und so wirklich viel mehr gibt es hier auch nicht. Und so wirklich viel ist hier auch nicht los. Vielleicht kommen wir ja aber seit Jahren nur zur falschen Zeit, so, wie wenn man im Februar nach St. Tropez fährt … aber das ist ein anderes Thema …)
Hier gibt es dann für uns genau vier Möglichkeiten: Meeresfrüchte-Platte mit Blick auf den Hafen
oder meine geliebten, mit Café-Creme gefüllten Eclaires (Brandteig) oder das neuentdeckte, mit Praliné-Creme gefüllte ‚Brest-Paris‘ (sieht alles ähnlich aus)
oder die absolut frischen Austern direkt vom Kutter (das ist dann etwas nur für Raul). Und natürlich Pastis (auch eher für Raul). Und den Waschsalon!
OK … und noch eine Möglichkeit: Neben dem riesigen Armor Lux-Laden, der einer Turnhalle ähnelt und bei dem wir jedes Mal gefragt werden, ob wir nicht doch eine Kundenkarte möchten, gibt es hier noch die Kooperative.
Shopping geht einfach immer! Auch in der Bretagne! (Vielleicht ist das ja der Grund, warum ich mit wenig Ausstattung anreise? Wo sonst haben ich für 10 Tage nur 2 Hosen und 3 Pullis, natürlich mit diversen Shirts kombinierbar, dabei?? Das ging maximal während der Schwangerschaften … So brauche ich quasi immer noch etwas neues …)
Das Pendant zum eher rustikalen Fischerhafen liegt östlich unserer Häuseransammlung: Der kleine Hafenort Morgat.
Hier ist alles etwas mondäner, wir bestellen Sauvignon in Flaschen, mit Blick auf den Steinstrand (ganz wie an der Cote d’Azur, hier gibt es sogar auch ganz nostalgisch diese Strandkabinen – bin total verliebt!) …
… essen Crêpes …
… und spazieren fast schon sommerlich die Promenade entlang, bis zu den bunten Häuserfassaden.
Und wenn wir gerade bei nicht ganz so einfach und mondän sind, dann muss auch unbedingt Concarneau mit seinem L‘Amiral erwähnt werden. Kommissar Dupin lässt grüßen!
Hier waren wir natürlich im Restaurant-Bereich, der wirklich wunderbar ist! Inklusive dem Essen!
Aber auch das Bistro, dessen einfache Küche, mit Croque Monsieur (Brot mit Schinken und Käse) bzw. Madame (zusätzlich noch mit Ei) oder den genialen lauwarmen Sardinen, in der Büchse serviert, dazu Kartoffeln und Salat, einfach nur toll ist.
Leider kann man hier nicht reservieren … Aber nach dem Mittagsandrang haben wir auch mit mehreren Personen schon immer einen Platz bekommen.
Und der Einkauf bei Valerie Le Roux, gleich ein paar Meter weiter, darf natürlich nicht fehlen! Sie hat so tolle Töpfereigeschichten. Einmalig …
… wirklich einmalig!
Genauso wie generell die Stimmung immer hier ist, vor allem am Meer!
Und das Meer und der Strand sind ja zum Glück immer ganz nah! Und das besondere Zusammenspiel von Sonne, Wolken und Meer keine Seltenheit!
Einfach genial! Genial einfach! Bretagne ganz einfach! Das ist ganz einfach unsere Bretagne! Es lohnt sich einfach immer, den nicht ganz einfachen Weg hierher zu finden!
Dieser Beitrag hat 0 Kommentare