Andalusien – pures (Gin Tonic-) Lebensgefühl
Das erste Mal zusammen im Dorf seiner Eltern waren Raul und ich vor genau 19 Jahren, also 2001:
La Roda de Andalucía (kaum ausprechbar für jemanden, der nicht mindestens etwas Spanischunterricht hatte und selbst dann problematisch …) – Das erste Dorf an der Autobahn zwischen den beiden Städten Málaga und Sevilla, das nicht mehr in der Provinz Málaga, sondern in der Provinz Sevilla liegt. Extrem entscheidend, nicht nur, wenn es um die beiden Fußballclubs von Sevilla, (hier sind sich die Sevillanos nämlich genauso uneinig) oder den C.F. Málaga geht, sondern auch bzgl. der Biersorte …
vs.
La Roda de Andalucía ist ein typisches ‚pueblo blanco‘ – eines der weißen Dörfer in Andalusien, wie z.B. auch das wunderschöne Olvera. Inmitten von Olivenhainen, mit einer einzigen, natürlich katholischen, Kirche.
Seitdem ist kein Jahr vergangen, in dem wir nicht mindestens einmal runter geflogen oder gefahren sind (Ihr erinnert Euch … wir lieben es, mit dem Auto in Urlaub zu fahren! Auch, wenn es über 2.000 km einfach sind …). Leider ist die Kindergartenzeit vorbei, während der ich mit den Kindern regelmäßig fast 5 Wochen unten war …
Nach der Spontanverlobung am Comer See (mehr dazu im Blog-Beitrag La dolce Vita – einfach immer und überall zu empfehlen), haben wir mindestens genauso schnell entschieden, dass wir in der selben Kirche wie Rauls Eltern heiraten wollen (was dann aber doch noch, nicht ganz so spontan, 4 Jahre gedauert hat und letztendlich der Sonntag vor Ostern war – Palmsonntag … eigentlich ein absolutes no go, da wir den Prozessionen mit unserem Hupkonzert Konkurrenz gemacht haben … die Leute standen trotzdem ganz neugierig an ihren Fenstern (wahrscheinlich, weil sie es nicht glauben konnten …))
Gefeiert haben wir in der wunderbarsten Hacienda, dem ‚Caserío San Benito‘, mehrere Kilometer Autofahrt weiter, wieder quer durch Olivenfelder (mittlerweile ist die Strasse eine Strasse … damals glich sie eigentlich eher einem Feldweg!).
Es war ein Traumtag!
Schon die Ankunft am Flughafen in Málaga ist jedesmal ein Ankommen in einer anderen Welt (nicht nur wegen der Costa del Sol-Hotel-Touristen … aber auch!).
Die Fahrt ins Dorf, auf der Autobahn von Málaga aus Richtung Sevilla, dauert ca. 45 min –
über die Montes de Málaga,
durch die Sierra
bis in die Ebene hinunter.
Dort ticken die Uhren dann komplett anders … im wahrsten Sinne des Wortes:
Frühstück gibt es in den Kneipen bis 12:00 Uhr (was wir nach den langen Nächten immer gerade so schaffen …)
Die Spanier sind dann allerdings schon einen Schritt weiter (außnahmsweise!). Ab 12:00 Uhr werden als Aperitivo die ersten Tapas zum eiskalten Bier, Weißwein oder Sherry bestellt.
Mittaggegessen wird dann von 13:30 Uhr bis ca. 16:00 Uhr (bei mehreren Gängen dauert das eben – weight watchers ade …).
Wenn wir in Deutschland schon wieder ans Abendessen denken, bestellen wir in Andalusien ‚churros con chocolate‘ und ‚cafe‘. Die Brandteigkringel natur sind relativ fettig (die weight watcher-Gemeinde würde spätestens hier abreisen …). Anfangs habe ich immer verzweifelt versucht, das Öl für die Kinder mit den absolut nichts aufsaugenden Papierservietten aus den Tischspendern zu entfernen (nein, ich zähle keine Punkte …) … natürlich fast erfolglos …) aber zusammen mit der dickflüssigen Schokolade, in die man sie taucht, schmeckt das dann schon ziemlich gut (und hat natürlich auch, wie so viel hier, die ein oder andere Kalorie zum Zählen … was man aber, auch als nicht-weight wachter, schon direkt bei der Ankunft sein lässt, wenn man nicht deprimiert nach Hause fahren möchte … Die leichte Depression kommt so oder so mit der Waage bzw. der nicht mehr ganz so luftigen und figurumspielenden Herbstkleidung …)
Sonntags und an Feiertagen (also für uns quasi den kompletten Urlaub durch …) trinken wir doch auch schon mittags unsere Lieblingsgetränke: Tinto de Verano – Sommerrotwein (Rotwein mit einer Art bitteren Limonade, Casera blanca, und das ganze auf Eis … aber Achtung: ohne den Zusatz „con Casera blanca“ wird meist automatisch Zitronenlimo verwendet und das ist dann ein komplett anderer Geschmack und erinnert eher an den Malle-Sangría …) und natürlich …
… Gin Tonic – egal wo und egal zu welcher Tageszeit!
Und es gibt noch etwas, woran man merkt, dass wir in Andalusien sind: Deutsche Kinder-Ins-Bett-Geh-Zeiten werden hier komplett ausgehebelt!
Das ist auch der Grund, warum wir auch noch mit 5 / 6 Jahren unseren Buggy mit dabei hatten und schon jeder am Flughafen denkt „Ja wo ist denn das dritte Kind?!“ … Aber wer einmal im Süden Urlaub gemacht hat weiß, genau ein Buggy ist die Rettung! Das absolut Wichtigste (neben Kalorien vergessen). Sowohl für die Siesta am Nachmittag, das logischerweise, da müde von den langen Abenden, lauffaule Kind beim Pseudo- seight seeing (wo war nochmal die nächste Kneipe??) oder auch für den wieder spät werdenden Abend, wenn die Kleinen natürlich irgendwann wieder müde werden (oder es immer noch sind …), da so eine Zeitumstellung ja dauern kann …
Aber irgendwie gibt es hier auch immer etwas zum Feiern …
Sei es bei der Überquerung des Flusses Guadalquivir an seiner Mündung in den Atlanktik oder
die Ferias (ein riesiges Volksfest mit Frauen in den typischen Flamencokleidern), von denen immer eine gerade in irgendeinem Nachbardorf stattfindet,
irgendeine Heilige, die durch das jeweilige Dorf getragen wird (dafür reicht dann auch die kleinste katholische Kapelle, wie hier in Los Perenos)
und durch die ein sonst fast ausgestorbenes Dorf mehr Menschen auf der einzigen Strasse sieht, als es überhaupt je Einwohner hatte (wenn man alle Generationen zusammenzählt …).
Und nicht zu vergessen natürlich, die ‚Semana Santa‘ – die Karwoche (in der man hier NICHT heiratet … es sei denn, man kommt aus Deutschland). Hier ist dann jeden Tag eine andere Prozession dran und das ganze Dorf bzw. die ganze Stadt ist bis spät nachts auf den Beinen.
Es ist aber auch für nicht religiöse Menschen impossant, wenn eine riesige Marienstatue mit brennenden Kerzen auf den Schultern von mehreren Männer über Stunden durchs Dorf getragen wird oder,
wenn ein riesiger goldener Sarg mit Jesus an Ständen mit chinesischem Plastikspielzeug für Kinder vorbei kommt.
(Das gilt allerdings alles nicht für Raul … Wenn er mit dabei ist, dann steht er völligst ungeduldig neben mir UND den völligst faszinierten Kindern und kann es kaum erwarten, in die nächste Kneipe zu gehen …)
Es gibt so viele Besonderheiten hier, an die man sich irgendwie immer wieder aufs Neue sehr schnell gewöhnt und die einfach dazu gehören:
Die menschenleeren Strassen, vor allem an heißen Sommertagen, die sich nur vormittags und ganz plötzlich nach der Siesta wieder füllen (während der Siesta-Zeit wird ja u.a. gegessen und dann sind ja scheinbar alle, wirklich alle Bewohner, in den Kneipen, so dass man fast keinen Platz mehr bekommt …), dazwischen sind Dörfer, wie in einem der amerikanischen Westernfilme, teilweise wie ausgestorben.
Die Abende wiederum dann, genau das Gegenteil. Hier wird mal die Hauptstrasse im Dorf abgesperrt, wie hier bei Leiva, und die Gastronomen stellen weitere Tische dort auf.
Die für die Hitze präparierten Strassen der Städte sind irgendwie so „gemütlich“ und
inmer mit dabei, die Tradition und die Familie!
Wenn wir nicht gerade am Strand sind,
dann genieße ich als Beifahrer im Buggy die Sonne auf dem wunderschönen, sehr hügeligen Golfplatz in Antequera (so und nur so liebe ich Golf!)
oder wir sind mal wieder irgendwo am Essen …
Manchmal auch direkt im Schinken-Laden, den wir neu entdeckt haben und der auch während der Siesta-Zeit geöffnet hat.
Und jedesmal, wenn es dann wieder nach Hause geht, denken wir immer ganz melancholisch:
Aber nach all den Jahren wissen wir ja, wie es geht! Damals
wie heute!
Dann feiern wir das Leben einfach weiter und genießen unser Weinheim mit Lebensfreude, Leidenschaft, Essen, Familie und Freunden!
In diesem Sinne:
Man muss das Leben tanzen!!
Und wer noch etwas Nachhilfe braucht, der macht sich einen Gin Tonic, klickt sich noch etwas durch unsere Internetseiten und bucht im Idealfall ein Ticket nach Andalusien – oder noch besser, fährt einen der möglichen Wege mit dem Auto oder VW-Bus inkl. mehrerer, für uns schon obligatorischer, Stops … aber hierzu später mehr oder Schon jetzt z.B. im Blog-Beitrag https://raulnadine.de/kleine-spontane-auszeit/ )
Salud!!
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